Gefahren der Selbstanpassung

Close up of angry man with steam coming out from his ears

Auf die Frage bei einem Akustiker, ob man sich Hörgeräte auch selbst anpassen kann, kommt häufig die Antwort: Dies sei nicht zulässig, zu gefährlich und nicht nötig. Man laufe Gefahr, sein Gehör dauerhaft zu schädigen. Hat Sie der Verkäufer Ihres Autos darüber informiert, dass man sich darin umbringen kann, wenn man zu schnell fährt?
Mit jedem zu laut eingestellten MP3-Player kann man seine Ohren ebenso leicht schädigen. Sie sollten also Einstellungen und Veränderungen mit gesundem Menschenverstand vornehmen und darüber hinaus Folgendes beachten:

  • Der MPO (maximum output pressure) ist der wichtigste Parameter zum Schutz der Ohren. Zur Vermeidung von Hörschäden wird in Hörgeräten der Schalldruck begrenzt. Dies kann über verschiedene Verfahren realisiert werden, z. B. über die automatische Verstärkungsregelung des Ausgangsschalldrucks (AGCo) oder mittels einfachen Peak-Clippings (PC).
    Bei einem Hörtest wird in der Regel eine Unbehaglichkeitsschwelle (US) für einzelne Frequenzen ermittelt.  Dieser Werte lassen sich in das Anpassungsprogramm übernehmen und die Software begrenzt damit den maximal zulässigen Schalldruck am Ausgang des Hörgerätes. Korrekte Werte in der US sind entscheidend zum Schutz der Ohren!
  • Das Ohr/Gehirn braucht Zeit. Es dauert mindestens 1 – 2 Wochen, schlimmstenfalls auch mehrere Monate, bis sich das Gehirn auf eine neue Akustik eingestellt hat. Geben Sie Ihren Ohren Zeit, sich an den neuen Klang und die vielen neuen Eindrücke zu gewöhnen, und ändern Sie nicht zu häufig Einstellungen.
  • Nicht zu »komfortabel« einstellen. Denken Sie daran, dass Sie mit den Hörgeräten auch hören möchten. An die anfangs vielen neuen Eindrücke und Geräusche gewöhnt man sich mit der Zeit.
  • Nur einzelne Parameter in kleinen Schritten ändern. Die optimale Einstellung findet sich selten auf Anhieb. Es ist ein langsames Herantasten an die optimale Einstellung. Verändern Sie nur einzelne Parameter, ansonsten wissen Sie später nicht mehr, welche Veränderung was bewirkt hat. Auch ist ein Hör-Tagebuch hilfreich, um sich darin Eindrücke und Geräusche zu notieren, die Probleme bereitet haben.

Beschädigung der Geräte oder Garantieverlust

Mit der Anpassungssoftware des Hörgeräte-Hersteller ist es kaum möglich, die Hörgeräte physikalisch zu beschädigen, z. B. durch zu laut gestellte Hörer (Lautsprecher). Sie sollten dennoch mit Ihrem Akustiker absprechen, ob die Geräte durch die Veränderungen die Garantie verlieren können.  Ihre Erfahrungen hierzu können Sie gerne unten in die Kommentaren schreiben!

Wie bei jedem modernen IT-Gerät kann es beim Aktualisieren der Gerätefirmware und dem Schreiben der Einstellungen zu Fehlern kommen. Dann kann kein Zugriff mehr möglich sein oder schlimmstenfalls booten die Hörgeräte nicht mehr. Ein kompletter Reset ist dann nur noch über eine kabelgebundene Schnittstelle beim Akustiker möglich.

» Weiter geht es mit den Voraussetzungen für eine Selbstanpassung von Hörgeräten.

35 thoughts on “Gefahren der Selbstanpassung

  1. Hallo, ich habe mir Ihre Seite ausführlich angeschaut und mich gefragt welches Ziel Sie tatsächlich verfolgen? Sind Sie der Meinung ausgebildetes Personal ist nicht besser in der Lage die Hörgeräte einzustellen als der ,,normale “Verbraucher? Denken wir nur mal an Aufwärtsmaskierung oder an Kompressionsverhalten. Zudem würde mich interessieren welche fachliche Ausbildung Sie besitzen um diese Thematik zu beurteilen ?Ich selbst war Jahre im Vertrieb von Hörgeräten tätig und habe mich im Anschluss für ein Studium in einem  anderen Fachbereich entschieden.Verfolge heute aber rein aus privatem Interesse die Entwicklung der Hörgeräte und des Marktes. Aus diesem Grund bin ich auf Ihre Internetseite gestoßen. Ich schreiben Ihnen da ich einiges was Sie veröffentlichen nicht für richtig halte! So z.B. der Punkt Gefahren durch die Selbstanpassung. Ich bin auch davon überzeug das der Kunde besseren Eingriff aus die Technik haben soll, aber eine ,, komplett-Einstellung“ gehört nicht dazu! Ich bin gespannt auf Ihre Antworten und Argumentationen. 

    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar und die Anmerkungen. Ich schreibe an keine Stelle im Blog, dass Akustiker die Geräte schlecht einstellen, nur das die Feinanpassung aus verschiedenen Gründen nicht immer optimal abläuft (Zeitmangel, Beschreibungsprobleme, …). Auch bin ich nicht der Meinung, dass sich jeder die Geräte selbst anpassen sollte, sondern nur, wer sich ausreichend mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Und glauben Sie mir, es gibt genügend Betroffene, die sich gut mit Akustik auskennen und sich mehr Freiheiten bei den Einstellungen wünschen. Es geht dabei nicht gleich darum, alle Parameter zu verstellen, sondern um die Feinanpassung, gerne auch „in Begleitung“ mit dem Akustiker. Ich setzte mich seit vielen Jahren mit der Thematik als Betroffener auseinander. Als Programmierer kann ich mich schnell in Anpassungsprogramme einarbeiten und verstehe zumindest soviel von Akustik, dass mir die Selbstanpassung sehr weitergeholfen hat. Mehr als jede Sitzung beim Akustiker. Und hierzu möchte ich Interessierte mit dieser Seite ermutigen.
      Wenn Sie auf dieser Seite Argumente für falsch halten, nutzen Sie bitte gerne die Kommentarfunktion. Die Leser freuen sich über jede konstruktive Kritik!

      1. Mit großem Interesse habe ich ihren Beitrag gelesen und kann Ihnen nur zustimmen. Ich trage selbst ein „Premium“Gerät und habe auch mehr oder weniger gute Erfahrungen mit Akustikern. Generell sollte die Einstellung und Beratung da erfolgen aber! wirklich rein versetzten in unsere Lage wie sich bestimmte Töne Stimmlagen usw.in verschiedenen Situationen des Alltags anhören kann kein Normal Hörender! Ich wünschte mir genau für solche Klangprobleme ein Programm zum Selber „feinregeln“mich würde schon interessieren wo ich solch ein Programm her bekomme.Danke für diese Seite

      2. Ich halte es für falsch es zu verallgemeinern. Viele Thesen die Sie hier beschreiben, sind meiner Meinung nach für den Leser falsch zu verstehen und dahinter steht fehlende praktische Erfahrung. Viele europäischen Herstellern kommen den Wunsch einiger Kunden nach und ermöglichen dem Träger einen indirekten Zugriff auf die Einstellung. ( Sound Balance usw.) Meiner langjährig Berufserfahrung nach möchten die wenigsten Kunden selbst auf die direkte Einstellung einwirken. Dies ist unabhängig vom Alter und der Bildung. Selbstverständlich gibt es diese Kunden die das nötige  technische Verständnis/ Ausbildung haben. Für diese Kunden aber haben die Hersteller die Möglichkeit der Selbststeuerung entweder per Fernbedienung, Schalter am HG, App auf dem Handy ermöglicht. Ich halte diese Möglichkeit für ausreichend.  Vergleiche zum MP3-Player/ Autohändler halte ich für totalen Schwachsinn, genauso wie die angebliche Verallgemeinerung alle Kunden werden vom Akustiker für zu ,,doof“ gehalten. Es gibt einfach komplexe Hintergründe, die für den Endverbraucher schwierig zu verstehen sind. (so z.B. die Kompression und ihr Auswirkung) Nicht umsonst durchlauft der Hörgeräteakustiker eine 3 jährige Berufsausbildung. Und hierzu gehört nicht das erlernen von Verkaufsmethoden oder ähnliches sondern das Verstehen des Gesamten. Der Hauptteil der Ausbildung bezieht sich auf die Technik der Hörgeräte. 

  2. Für ein interessierten Kunden empfehle ich eher die direkte Zusammenarbeit mit ihrem Akustiker. Ich habe mich oft mit Kunden zusammengesetzt und ihnen alles im einzelnen erklärt und habe die Anmerkungen der Kunden immer ernst genommen und soweit es audioligisch und technisch möglich war berücksichtigt. 

    1. Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass die Anpassung der Hörgeräte über den Akustiker laufen sollte und dass dies für die Mehrzahl der Kunden ausreichend ist. Die eigene Erfahrung und zahlreiche Rückmeldungen aus aller Welt bestätigen aber auch meine Ansicht, dass die Eingriffsmöglichkeiten bei den Einstellungen seitens der Kunden vielen nicht ausreichen. Wie der Name der Seite deutlich machen soll, geht es darum, die Möglichkeiten der Hörgeräte weiter auszureizen und dabei Technik-Interessierte anzusprechen. Es geht nicht darum zu verallgemeinern, sondern einer ganz bestimmten (kleinen) Zielgruppe die Möglichkeiten der Selbstanpassung aufzuzeigen. Ihren Hinweis nehme ich gerne zum Anlass, die Seite sprachlich zu überarbeiten und so die Zielgruppe deutlicher zu kennzeichnen. Entsprechend habe ich den Untertitel von „Selbst einstellen und besser hören“ in „Möglichkeiten der Selbstanpassung“ geändert.
      Nur wer selbst von einem Hörverlust betroffen ist, kann nachempfinden wie es ist, einer fremdbestimmten Wahrnehmung ausgeliefert und von den Einschätzungen eines anderen abhängig zu sein. Dies kann sehr frustrieren und Erfahrungen in etlichen Foren bestätigen dies. Andere Betroffene möchten einfach mit den technischen Möglichkeiten der Hörgeräte experimentieren. Es gibt schwierige Hörsituation, die ich z. B. erst durch die Selbstanpassung „live“ kennenlernen (!) und dann optimieren konnte.
      Wenn Sie aufgeschlossene Akustiker kennen, die den Wunsch nach mehr „Selbstbestimmung“ der Kunden unterstützen, sind Sie herzlich eingeladen, diese auf der Seite: Akustiker einzutragen. Unter Selbstbestimmung verstehe ich nicht, so banale Funktionen wie Lautstärke oder Programmwahl zu beeinflussen, sondern wirklich die akustischen Parameter auszuprobieren. Sie haben vielleicht Recht, es ist nur eine sehr kleine Zielgruppe – zu der ich mich aber zum Beispiel zähle.

  3. Hallo ich bin auch ein verfechter des deutschen Dualen Ausbildungssystems und halte grundsätzlich die Ausbildung der Akustiker im deutschsprachlichen Raum für vorbildlich. Ich denke das eine Anpassung hier durch die grundsätzliche Qualität der Akustiker die Anpassung sehr gut sein sollte. Und doch ich erfahre bei meiner Hörschädigung immer wieder das diese an ihre Grenzen stößt. Ich benötige mein geschädigtes Gehör beruflich (bin leidlich tontechnisch vorgebildet, Tonmeister) und benötige von meinem Akustiker Dinge die er einfach nicht so auf dem Schirm haben kann. Er wurde und wird von Herstellern aber auch den Wünschen der Kunden auf Sprachverstehen trainiert und auch die Hörgerätetechnik ist dahin in den letzten Jahren optimiert worden. Das ist für viele Kunden das Optimum er Anpassung auch wenn die realen Tonkurven der heutigen Automatilprogramme und deren Parameter aussehen als wären sie kaum Verständlich, gedehn, gestaucht und verzwirbelt. Das sit gut wenn der Kunde damit zurecht kommt und auch sehr komfortabel. Ich nutze diese Programme wenn ich einfach nur verstehen will und mir der O-Ton der dabei entsteht egal und zweit bis drittrangig ist. Da finde ich dann selbst Dinge wie Soundrecover toll.
    Aber wenn es darum geht den O-Ton selbst für eine Produktion zu beurteiel oder Ton für ein Fernseh- oder Videoprojekt auszusuchen hilft mir dieser “Fortschritt” der Hörgerätetechnik nur begrenzt weiter. Ich benötige eine reine hochstmögliche Kompensation meiner Hörschädigung bei sauberen Frequenzen. Hierzu halte ich die bedingte Selbstanpassung für einen Weg der Wahl.

    Die Weigerung der Industrie und des Akustikergewerbes sich dort in die Karten schauen zu lassen aber keine optimale Anpassung ,aus wirtschaftlichen Gründenbieten zu können, ist schon schade. Dort werden die Vorteile der Ausbildung stark konterkariert. Hier wird Herrschaftswissen generiert und ausschließlich wirtschaftlich eingesetzt.

    Noch eine Anmerkung: Die Hörgeräteindustrie arbeitet weltweit und die Ausbildung im deutschsprachigen Raum ist einzigartig gut. Viele Anpasser in den USA oder auch Kanada könenn dort bei weiterm nicht mithalten. Die Software wird weltweit vertrieben und die Anpassoftware ist so entstanden und optimiert das auch niedrigschwellig ausbildete Anpasser diese für den Kunden gefahrlos einsetzen können. (Grobfahrlässige Fehler einmal ausgeschlossen). Also was spricht dagegen den Kunden ein Stück mehr Verantwortung für die eigene Anpassung in die Hände zu legen.

  4. Hallo,
    vielen Dank für diese Seite. Ich benötige wahrscheinliche bald ein Hörgerät und werde aber auf keinen Fall eines kaufen, das ich nicht selbst einstellen kann. Die Risiken sind mir bekannt, aber ich entscheide immer noch selbst, was ich möchte. Kommt jemand auf die Idee Orchester zu verbieten, weil viele Musiker im Alter Hörprobleme haben? Oder warum tragen Kindergärtner keien Gehörschutz, obwohl auch dort die Lautstärke zu hoch ist? Also vielen Dank für diese Seite.

  5. Bin noch nicht ganz fertig mit dem studieren der Angaben und was man hier vorschlägt.Bin aber derzeit in einer Situation wo ich gerade zustimmen muss das man die Möglichkeit einer Selbsteinstellung in ganz anderen Fällen sogar für eine Lösung halten kann. Meine Person : Tinitus auf beiden Ohren mit immer schwankender Intensität.Es gibt Tage da nehm ich kein Hörgerät da es wieder mal sehr gut funktioniert mit dem hören aber es gibt Tage da steh ich auf und höre nicht mal das rascheln des Kopfes am Kissen geschweige denn sein eigenens Flüstern….darum habe ich mich nach langem Testen ( mit Geräten der 2000,-€ p.stück Klasse) dann für die stinknormalen Kassengeräte entschieden. Nun der eigentliche Grund warum Selbsteinstellung !! Jemand mir bekanntes hat Hörgeräte von der Mutter die nach Erhalt dieser kurz darauf gestorben ist. Preis für beide über 4000,- € . Diese Dame hatte die höchstens 2-3x im Ohr das wars dann … Ich kann diese Geräte übernehmen !! aber nach Rücksprache bei dem Hörgeräte Laden bekommt man dann die Aussage ja das darf man dann eigentlich nicht mit dem Umprogramieren !! es sei den Verwandte dann könne mann usw .. und da diese geräte nun auf die verstorbene Dame angemeldet wurden gibts auch keine Garantie und Reparaturen muss man selber tragen .. die Umprogramierung kostet je Gerät ca. 200,- € !!!! … ää das mit dem ausgebildeten Akkustiker usw .. hallo finde das kann ich dann vergessen oder ?? hier gehts doch nur noch um Umsatz Umsatz Umsatz . Ein guten gebrauchten Wagen kann ich ummelden und muss ihn nicht gleich zum Schrottplatt fahren … Bei Hörgeräten gibts gesetzliche Vorschriften die dem Hörgeräte Laden dann gestatten da nicht behilflich zu sein .. S U P E R oder ?? Ja danke für diese Möglichkeit das hier als Kommentar dazu zu schreiben

      1. Hallo Hörfuchs, das stimmt nicht ganz.
        Ich habe mich entschlossen zu einem Hörgerät zu greifen.
        Nach heutigem Kenntnisstand war der Eingangstest und die nachfolgende Einstellung beim Akustiker knapp und kurz.
        Ausprobiert habe ich zwei verschiedene Hersteller in mittlerer Preislage.
        Durch Zufall habe ich bei Ebay das zuletzt getestete Model fast neu zu einem annehmbaren Preis gesehen und gekauft.
        Und jetzt komm es; die Abholung erfolgte in einer Stadt im Südwesten der Republik.
        Um das Gerät zu prüfen ging ich in die Filiale eines großen Filialisten der überwiegend Brillen verkauft. Gerät ist in Ordnung und wir haben es auch noch gesaübert–kostet nichts, Kundendienst !!!
        In München bin ich dann ebenfalls zu diesem Filialisten gegangen,
        Dort habe ich in drei Sitzungen etwa 2 1/2 Stunden für die Einstellung verbracht.Das sich jemand so lange Zeit nimmt hätte ich nie erwartet.
        Kosten ; das ist bei uns Kundendienst !!!
        Wenn ich mir in Zukunft ein hochwertiges und teueres Hörgerät zulege, dann nur hier. Soetwas gibt es in unserer profitorientierten Zeit auch noch.
        Ich möchte keine Namen nennen aber gebe diesen auf Nachfrage gerne weiter.
        Mit Grüßen aus München
        Horst

        1. Hallo Herr Linden,
          ich komme gerne(!) auf Ihr Angebot zurück, denn ich bin aktuell in vergleichbarer Situation. Leider bin ich hier noch etwas unorientiert, wenn auch äusserst begeistert über die entschleiernden Diskussionen hier. Daher kann ich mich gerade nur per Kommentar an Sie wenden. Möglicherweise hat der Firmenname des angesprochenen Marktteilnehmers den Anfangsbuchstaben “F“ und möchte sich neben Brillen auch für Hörhilfen ins Gespräch bringen…
          Danke im Voraus !
          P.S.: diese Diskussion sollte bald schon in breiterer Öffentlichkeit Boden finden !
          Die Bedeutung sollte aufgrund der demographischen Entwicklung schnell zunehmen !?
          Gewichtigen Dank an den Gründer der Website !!!

  6. Lieber Herr Niklas,

    Ihre Argumentation könnte von einer Standesorganisation sein. Es klappt eben nicht mit dem Einstellen beim Akustiker, trotz Ausbildung und viele Jahre Berufserfahrung.
    Ich habe dem Fachmann die Situationen geschildert, die für mich wichtig sind. Sitzungen in hallenden Räumen, wo es auch vorkommt, dass viele Menschen gleichzeitig reden. Zum Zweiten, der Besuch in Gaststätten mit lauter Musik und mit einem oft noch lauteren Stimmgewirr im Hintergrund.
    Mein Wunsch, Hintergrundgeräusche, wie Musik und Hall, ausblenden wurde nicht erfüllt. Das Gerät verstärkt alles gleichmässig, meine Situation ist nicht besser geworden. Alles spielt sich nur auf einem lauteren Level ab.
    Das führt zum Wunsch nach Abhilfe, diese Abhilfe kann der Akustiker nicht leisten, weil er sich gar nicht in die beschriebenen Situationen hineinversetzen kann. Bei mir müsste er die Einstellung im Sitzungsaal und in meiner bevorzugten Gaststätte vornehmen. Nur, da kann ich ihn nicht hinlocken. Mein Hörgerät liegt in der Schublade, weil nicht brauchbar und ich glaube das ist bei Unzähligen nicht anders.

    So suche auch ich nach einer Variante, wie ich den hohen Pegel der Hintergrundgeräusche minimiere. Der Akustiker bringt es nicht, kann es nicht bringen, also bleibt nur Selbsthilfe.
    Diese Selbsthilfe sollte die Industrie und auch der Akustiker dm Kunden nicht verweigern und ihm die Möglichkeit bieten Detailnpassungen selber zu versuchen. Sonst kommt automatisch der Verdacht, denen geht es nur um Gewinnmaximierung

    Mit freundlichen Grüßen
    Bernd

    1. Das was Sie sich vorstellen, gibt es nicht. Man kann ein Hörgerät nicht so einstellen, dass man in einer lauten Gaststätte nur das hört, was man hören möchte und alles andere ausblendet. Das gibt die Technik der Hörgeräte einfach nicht her, und zwar egal ob der Akustiker oder Sie selbst das Hörgerät einstellen und ebenso egal ob das beim Akustiker oder in der Gaststätte geschiet.
      Da müssen Sie einfach Ihre Erwartungen runterschrauben. Ein Hörgerät ist ein Hilfsmittel und kein neues Ohr. Egal wieviel Geld Sie für Hörgeräte inverstieren, so gut wie früher mal mit den eigenen Ohren werden Sie nicht mehr hören.

    2. Hallo Bernd, sie treffen genau den Punkt! Ganz ehrlich am Anfang sind die Akustiker und ich spreche aus eigener Erfahrung optimistisch und Versprechen Erfolg, aber wenn man genau solche Feineinstellungen benötigt und nun öfters beim Akustiker vorbei schaut und sein Problem versucht zu erklären wirken sie zunehmend genervt! Wie oft habe ich diese Frage „Wie hört sich die Einstellung an“?!im Schalldichten Raum beim Akustiker gehört. Befindet man sich auf der Straße, Geschäft, Restaurant oder im Büro merkt man sehr schnell das es wieder ein Gang umsonst war! Zu Hause sind sie zu laut da nehme ich sie sofort raus und genieße die Stille bin ich im Büro verstehe ich ohne höchster Konzentration und absoluter Ruhe Niemanden! Viele Grüße

    3. Hallo!

      Zunächst gilt zu sagen das Hörgeräte als Hilfsmittel gelistet sind und da schon die Hürde der Selbstanpassung beginnt, das bedeutet auch die Krankenkassen sind momentan nicht unbedingt daran interessiert. Wäre ein Hörgerät als Elektrogerät oder ähnliches ausgeführt dann gäbe es durchaus mehr Möglichkeiten.

      ABER

      Die Folgeschäden durch ein falsch eingestelltes Hörsystem sind dann unter Umständen immens, der Kunde der es sich selbst Einstellt wird wahrscheinlich zunächst den komfortabelsten Weg wählen, also angenehme Lautstärke und ein angenehmer Klang. Spricht so auch nichts dagegen, aber wie will derjenige sein Verstehen überprüfen? Durch den Akustiker ? Was will derjenige mit den akustischen Anbindungen an das Ohr anstellen? Welche Belüftung des Ohres ist wichtig bei welchem Hörverlust? Welche tiefe der Anbindung an das Ohr muss gewählt werden. Ist kosmetisch unauffällig auch akustisch sinnvoll?

      Die Gefahr die ich sehe ist das über einen zu langen Zeitraum eine zu komfortable Einstellung gewählt wird, was zur folge hätte das im schlimmsten Fall die Verstehensquote von Sprache immer weiter in den Keller rutscht. Was dann? Dann trägt derjenige irgendwann ein Hörgerät womit er hören kann aber eben nicht verstehen.

      Der unzufriedene Kunde sollte sich auch die Frage stellen ob er nicht zu lange mit einer Hörgeräteversorgung gewartet hat. Wenn der Akustiker dann noch den Fehler macht und Ihnen mitteilt das mit einem Hörgerät alles machbar ist, dann ist alles verloren. Eine richtige Zielstellung gepaart mit einer korrekten oder auch durch den Akustiker berichtigten Erwartungshaltung ist wichtig.

      Es gilt einfach das wenn ein Hörverlust zu lange besteht eine Unterversorgung des Gehirns stattfindet, also es wird immer schlechter verstanden. In den ersten Jahren der Hörschädigung kann ein Gehirn noch Wörter aus dem Kontext erkennen und zusammensetzen, aber wenn jemand 10 Jahre gewisse Vokale nicht hört dann verlernt auch unser Gehirn. Dieses verlernen hat zur Folge das man dann ggf. nur noch 80% Sprach bei 100dB verstehen kann. Mit einem Hörgerät sollte derjenige dann im optimal Fall bei normaler Sprache in Ruhe(65dB) 80% Verstehen erreichen und in einem Geräusch maximal 50-60% in einer gemessenen Laborsituation nicht im prall gefüllten Restaurant.
      Mehr geht dann nicht mehr!!!

      Ebenso gilt das wenn man eben nicht die Zähne zusammen beißt und sich in zusammenarbeit mit dem Akustiker an Geräusche gewöhnt, dann kann auch nie eine Gewöhnung stattfinden. Die heutigen Hörgeräte sind in der Lage Geräusche zu reduzieren, aber angenommen man hat in der Regel einen ruhigen Alltag und kommt nur selten in eine Geräuschvolle Situation dann stehen wir vor einem neuen Problem. Wenn jemand mal alle 5 Wochen in eine geräuschvolle Situation kommt dann hat das Gehör und auch Gehirn keine Chance sich an Geräusche zu gewöhnen, die Konsequenz ist das es natürlich unangenehm und fremd klingt.

      Das Problem ist auch das wenn Sie Ihren Hörgeräteakustiker mit neu eingestellten Hörgeräte verlassen, dann werden in diesem Moment schon Geräusche reduziert. Hierzu mein Tipp, lassen Sie sich beim Akustiker mal die komplette Automatik ausschalten und gehen dann mal 10-20 min vor die Tür.
      Damit wird ein neues Bewusstsein für die eigentliche Arbeit des Hörgerätes geschaffen oder können Sie mir sagen wie sich Ihre störenden Umgebungsgeräusche ohne Automatik anhören?

      Also als die Grundsätze für eine gute zusammenarbeit mit Ihrem Akustiker gilt für mich:
      – gute Ton- und Sprachaudiometrie –> Besprechung von möglichen Zielen,Korrektur der Erwartung an das Hörgerät
      – Ohrstück mit individueller Belüftung des Ohres–> Offene Versorgungen können keine Geräusche reduzieren!!! Kommt ja quasi alles auf normalem Weg an.
      – Anpassung von verschiedenen Hörsystemen–> mind. 3 verschiedene, also auch verschiedene Hersteller und Preisklassen. Viele Hörsystem gibt es bei gleichem aussehen in bis zu 4 verschiedenen Preisklassen.
      – Zeit nehmen –> Der Einstieg sollte angenehm gestaltet werden um eine Akzeptanz zu entwickeln im weiteren Schritt muss eine Optimierung durchgeführt werden.
      – vergleichende Verstehensmessungen–> Alle getesteten Systeme müssen Überprüft werden, also Verstehensmessung bei leiser,normaler und lauter Sprache und die Verstehensquote in einem Geräusch.

      Natürlich geht noch vieles mehr, aber das halte ich für die Mindestanforderungen.

      Gruß

      1. Kurzer Kommentar zu Hope:
        Kann ein Onkologe, der noch nie Krebs hatte sich nicht in den Patienten reinversetzen, weil er noch nie Krebs hatte?
        Würden Sie dann auch fordern, die verfügbare Palette an Medikamenten zur Verfügung zu stellen, damit sie selbst mit Googlewissen herausfinden können,
        welches Medikament den Krebs am Besten in Schach hält.
        Nicht umsonst sind die Ausbildungen im Gesundheitswesen komplex und lassen sich nicht mit Halbwissen ersetzen. Durch die multimediale Informationswelt glauben wir immer alles besser zu wissen und sehen komplexe Zusammenhänge nur aus einer Perspektive. Es mag den ein o der anderen geben, der Erfolg damit hat, aber die große Masse wird sich selbst schädigen da Zusammenhänge nicht erkannt werden. Der Mensch ist kein Computer, bei dem men auf eine Taste drückt und an anderer Stelle eine immer wieder reproduzierbare Reaktion erfolgt. Ist man mit seinem Akustiker nicht zufrieden holt man sich eine Zweit- oder Drittmeinung ein. Sollten die ähnlich sein, sollte man seine Einstellung und Erwartungshaltung korrigieren…..

      2. Hallo Pascal, sie haben sicher Recht mit Ihrem Beitrag! Aber ich möchte hier nur anmerken, dass wir nicht von der kompletten Beratung und Grundeinstellung vom Akustiker weg wollen, sondern einfach bis von mir aus möglichen Bereich eine Pegel/Frequenzveränderung selber vornehmen können! Auch wenn sich der Vergleich vielleicht albern anhört wie beim würzen von Speisen….oder ein DJ der an seinem Pult steht und auch den Klang regulieren kann! Außerdem ist mir bei meiner Erfahrung noch kein Hörgeräte Akustiker begegnet der ein Hörgerät trägt, also sich in unsere Lage nicht wirklich rein versetzten kann-technisch wohl eher! Viele Grüße

        1. Eine kurze Antwort an dieser Stelle, weil ich die Diskussionen gerade interessiert und leicht belustigt verfolge:
          Natürlich gibt es Hörgeräte-Akustiker, die selbst Hörgeräteträger sind. Das ist ein großer Vorteil, da sie sich logischerweise besser in den jeweiligen Kunden hinein versetzen und aus eigener Erfahrung sprechen können. Ich selbst habe drei KollegInnen, die schon x Jahre Hörgeräte tragen.
          Außerdem gehört eine gewisse Selbsterfahrung zur Ausbildung, das heißt wir laufen sehr wohl mit Ohrstöpseln durch die Stadt, um einen Eindruck zu gewinnen, wie es ist, mit einer Schwerhörigkeit zu kommunizieren oder sich akustisch zu orientieren. Wir tragen Hörgeräte testweise, und das nicht nur im schallgedämmten Raum, um uns einen Eindruck von ihrer Leistungsweise zu verschaffen. Natürlich ist das immer noch kein direkter Vergleich, aber zumindest setzen wir uns damit auseinander.

    4. Hallo Bernd,
      ich habe gerade „das Handtuch geschmissen“. Nach fast 2 Monaten stressigem Ausprobieren verschiedener Hörgeräte habe ich das Projekt abgebrochen und entschieden, es später wieder zu versuchen. Ich habe dummerweise dieses Projekt in einer Phase begonnen, wo ich ohnehin sehr viel Stress habe. Das war nicht günstig.
      Zu meiner Person ( m ) : Hörverlust ab ca. 1KHz aufwärts auf beiden Ohren und Tinnitus auf beiden Ohren mit immer schwankender Intensität.

      Aufgrund meiner Probe-Erfahrungen hatte ich Angst vor einer für mich riesigen Fehlinvestition ( für 2 HG: ca. 3100 € Zuzahlung ). Ich war mit keinem der Geräte wirklich zufrieden und kann es mir nicht leisten, so viel Geld in der Schublade verschimmeln zu lassen.
      Das extrem schönende Marketing-Bla-Bla der Hersteller und Vertreiber von Hörgeräten hat m.E. wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Eine Beinprothese ist kein Bein und deshalb eine „Krücke“. Niemand wird ernsthaft behaupten, dass man dadurch wieder wie mit einem gesunden Bein laufen kann.
      Und ein Hörgerät ist ebenfalls eine Hightech-Krücke. Sie wird dem Nutzer nie das verlorene gute Hören zurückgeben.
      Ich denke meine Erwartungen waren einigermaßen realistisch, aber offenbar doch zu hoch. Ganz klares NEIN zum „Kassengerät“ : Akustisch für mich absolut ungeeignet. 4 Kanäle ??? Die Größe des Gerätes wäre noch akzeptabel. Aber das riesige Ohrstück hat mich von der „Außenwelt“ getrennt. Ich hatte den Verdacht, dass man bewusst die Kassengeräte schlechter macht, damit es leichter ist, die Patienten / Kunden von den besseren und teureren Geräten zu überzeugen.

      Wie Sie, hatte ich große Probleme mit den „Umgebungsgeräuschen“. Keines der Geräte hat mir eine nennenswerte Verbesserung des Sprachverstehens gebracht. Das Ausblenden dieser Störgeräusche war einfach mangelhaft. Alle Geräte haben Windgeräusche. Das hat mit „normalem Hören“ nichts zu tun. Z.B. Rennen im Gebäude führt zu starken Windgeräuschen.
      Im Gegenteil : Ich arbeite in einem lauten offenen Büro. Da wird es oft sehr laut. Ferner dringen laute Geräusche aller Art von einer Produktionshalle in diesen Raum. Das Telefonieren ist oft sehr problematisch bei diesem Lärm. Mit Hörgeräten wurde es noch schlimmer, weil ich nun auf dem rechten ( freien ) Ohr die Störgeräusche noch lauten mitbekommen habe. Um den Gesprächspartner überhaupt noch zu verstehen, musste ich die Lautstärke des Telefonhörers stärker einstellen. Das ist doch sehr kontraproduktiv.
      Auch beim Autofahren wurde es unangenehm, weil der Cocktail aus Abroll-, Motor- und Windgeräuschen übermäßig verstärkt wahrgenommen wurde ( Wie in einer Betonröhre ).
      Das „Tack-Tack“ des Blinkers, das ich seit Jahren nicht höre, konnte ich mit Hörgeräten nur beim Warten an der roten Ampel hören.
      Fernsehen ( was ich sehr selten und dann immer nur kurz / Nachrichten mache ) geht mit HG besser. Da ist die Umgebung ruhig und ich kann die TV-Laustärke reduzieren.
      Fazit : Solange ich diesen lauten Arbeitsplatz habe, geht es mir ohne Hörgeräte nicht schlechter als mit. Ich will es später wieder versuchen. Zusammen mit einem anderen HG-Akustiker, der dann aber auch mehr als nur 2 Marken zur Auswahl haben muss. Es wäre auch hilfreich, wenn ich einige Fein-Einstellungen per PC + Schnittstelle selber ausprobieren könnte, damit ich weniger oft zum HG-Akustiker fahren muss.
      Gruß
      audimax

      1. Guten Abend audimax,

        Deine Geschichte klingt nach viel Frust und nach noch mehr Fehlberatung. Wenn Dein Akustiker nur zwei Marken hatte, solltest Du Dich mal nach einem Anderen umschauen. Auch eine so hohe Zuzahlung ist völlig übertrieben. Möglichweise wurden Dir die Kassengeräte bewusst schlecht angepasst.
        Laute Umgebungen und Störgeräusche sind für jedes Hörgerät schwer und das Sprachverständnis wird grundsätzlich nur mit Kompromissen besser. Es ist eben nun einmal eine „Krücke“. Problematisch ist die Erstversorgung mit Hörgeräten, denn dann muss sich das Gehirn erst einmal an viele neue Geräusche gewöhnen, was Monate dauern kann. Damit man nicht überfordert wird, lassen sich Geräte so eingestellen, dass die Verstärkung über einen Zeitraum automatisch schrittweise erhöht wird. Aber das sind Dinge, die Dir ein Akustiger erläutern sollte. Suche lieber nach einem guten Akustiker. Denn wichtiger als die Hörgerätemarke ist die richtige Anpassung.

        Viel Erfolg wünscht
        Philip

  7. Ich bin Hörakustiker in der Ausbildung. Ich kann den Wunsch nachvollziehen sein Hören selbst wieder herstellen zu wollen. Aber dazu sind sie nicht in der Lage.

    Selbst nach der Hälfte der Ausbildungszeit kann ich ein Hörgerät nicht frei Hand (ohne vorberechneten Formeln) einstellen. Selbst mit „first Fit“ ist die Feinanpassung sehr schwer. Jetzt bedenken sie sich bitte, dass ich mich mehrere hundert Stunden mit diesem Thema beschäftigt habe.
    Es gibt sehr viel zu wissen. Allein die Palette an Messfehler ist irrsinnig groß.

    Die Hersteller haben bestimmte standartisierte Formeln mit denen sie anhand der individuellen Hörkurve die Zielkurve berechnen. Dadurch scheint es sehr einfach zu sein das selbst zu tun. Aber wenn man das nicht versteht was dahinter steck, hat man keine Chance den Fehler zu entdecken oder sogar nur zu bemerken.

    Mein Ratschlag: Suchen sie sich einen guten Hörakustiker. Fragen sie welche Messungen durchgeführt werden und ob der Akustiker In-Situ Messungen oder sogar Perzentilanalyse durchführen kann. Einige Akustiker können ein Hörgerät auch ohne solche zeitaufwendige Messungen einstellen, das sind aber nur die Erfahrensten und selbst die können ohne objektive Messergebnisse Fehler machen.

    P.S. An den Verfasser des Blogs:
    Die U-Schwelle(Unbehaglichkeits-Schwelle) und die Schmerz Schwelle(Grenze) sind unterschiedlich. Sie liegt bei einem höheren Pegel. Etwa 20 dB über der U Schwelle bei 135-140dB.

    1. mit den Standardisierungen ist es so eine Sache …
      … jahrhundertelang war die Erde eine Scheibe.

      Die Zielkurve berechnen ist eine feine Sache, irgendeine Grundlage wird schließlich benötigt. Die Frage ist, ob das Ziel nach deren Umsetzung tatsächlich erreicht ist. Ein neuerlicher Hörtest MIT dem Hörgerät ist für die Zielerreichung sicherer als das Vertrauen in den Entwickler dieser Algorythmen.
      Die vielfachen Termine für die Nachbesserung zeigen doch eigentlich, dass diese Zielkurve doch nur ein Ausgangspunkt für die Parametrierung darstellen.

      Hat schon mal jemand den Versuch gewagt, diese ZIELKURVE mit den tatsächlich zufriedenstellenden Werten zu vergleichen? In unserer Firma nennt man das Weiterentwicklung.

      mit freundlichen Grüßen
      euer Hörgeräteträger

      (manchmal könnte man sarkastisch werden)

    2. Hallo Tobias,

      vielen Dank für Deine Anmerkungen. Die „Schmerzgrenze“ habe ich entfernt.

      Wenn Du in der Ausbildung bist, kann ich gut verstehen, warum es falsch erscheint, wenn ein „Laie“ sich die Hörgeräte selbst anpassen möchte. Über 30 Jahre Erfahrung mit Akustikern und Hörgeräten zeigen mir, das Theorie und Praxis jedoch weit auseinander liegen. Auf dieser Seite erwähne ich mehrfach, dass eine Anpassung in Zusammenarbeit mit dem Akustiker geschehen soll. Betroffene sollen sich die Geräte nicht komplett selbst einstellen, sondern lediglich mehr Einfluss auf die Feinanpassung bekommen. Wenn Du Dich glücklich schätzen kannst und nicht von einer Schwerhörigkeit betroffen bist, so dürfte es schwer zu verstehen sein, warum so viele Geschädigte mit einer „theoretisch korrekten“ Anpassung unzufrieden sind.

      Ein großes Problem bei der Anpassung ist die Kommunikation zwischen Akustiker und Betroffenen. Es ist sehr schwierig, akustische Wahrnehmung zu verbalisieren. Zudem kann die Frage „Und wie klingt die Einstellung nun für Sie?“ in einem schalltoter Anpassungsraum nicht ferner von der Realität sein.

      Ihre Aussage „Aber dazu sind sie nicht in der Lage“ ist gelinde gesagt gewagt. Ich habe viele schwerhörige Toningenieure, Musiker und andere Akustik-Visierte kennengelernt, die mindestens genausoviel von der Thematik verstehen, wie ein Akustiker und die kein Problem damit haben, sich intensiver mit der Materie auseinanderzusetzen.

      Wenn ich Ihnen an dieser Stelle einen Rat für die Zukunft mitgeben darf, so sollten Sie sich mit Ihrem Wissen nicht über Ihre „Kunden“ stellen und sich als alleinigen „Heiler“ postulieren.

      Lesen Sie die Kommentare auf dieser Seite und Sie verstehen vielleicht, warum es Seiten wie diese hier gibt.

      1. „Alleiniger Heiler“? Woher haben sie denn das jetzt. Wir sind doch keine Ärzte!

        Wenn sie nicht mehr gegen meinen Einwand anzumerken haben als mir Überheblichkeit vorzuhalten und auf Kommunikations-Schwirigkeiten zwischen Akustiker und Kunden hinzuweisen, dann ist dies meiner Ansicht nach keine sinnvolle (heißt Problem lösende) Diskussion.

        An alle anderen Interssesierten sei gesagt:
        – Es gibt leider einige schlechte Akustiker.
        – Sehen sie es bitte realistisch: Sie selbst sind noch schlechter.
        – Falsche Feinanpassung kann zu einer falschen Gewöhnung führen. Die Gefahr ist sehr groß, da das was sie brauchen am Anfang selten angenehm klingt.

        1. Guten Tag Herr Keszler,

          es tut mir sehr leid, dass Sie sich mit dem Begriff „Heiler“ persönlich angegriffen fühlen. Das ist nicht meine Absicht und ich möchte Ihnen auch keine Überheblichkeit vorwerfen. Mir liegt sehr an einer sachlichen Diskussion. Wenn Sie dies so auffassen, so möchte ich mich dafür entschuldigen.

          Sie sagen es, Heiler sind keine Ärzte, so wie es Akustiker keine sind. Es ist meiner Meinung nach wichtig, sich nicht über die Wünsche einer Anpassung von Betroffenen zu stellen. Das eine gute Anpassung für viele Betroffene nicht zwangsläufig angenehm klingt, aber für besseres Hören nötig ist, wird nicht bestritten. Nichts desto trotz spricht langfristig nichts gegen eine Feinanpassung im Interesse des Betroffenen, gerade wenn dadurch die Akzeptanz zum Tragen der HG verbessert wird.

  8. Hallo
    Die Anpassung der Hörgeräte ist sehr schwer. Der Akustiker kann wie schon geschrieben, in einem schalltoten raum die Anpassung vornehmen, was aber dazu führt das „Draußen“ es dann nicht mehr so Optimal ist. Ich habe einige Hörgeräte (Kassengeräte) sowie mittlere und teure Preisklasse ausprobiert. Endstand ist das Siemens Nitro 701 SP. Damit kann ich einigermaßen hören! An meinem PC habe ich mit einem Musikprogramm durch den Equalizer die Einstellungen des Hörgerätes etwas korrigieren können. Die Werte hab ich notiert und meinem Akustiker gegeben. Tja und 2 Wochen später waren die Einstellungen nicht mehr da, weil ein PC Fehler alles gelöscht hatte. Ich würde gerne meine Geräte selber konfigurieren da nur der Träger weiß was gut oder schlecht ist. Ok die Kompression sowie einige andere Einstellung da würde ich nichts verändern. Aber die khz. Einstellungen bei bestimmten Einstellungen sind unter aller Sau was ein verzerren der Sprache mit sich bringt. Und ich gebe (Niklas) recht, man sollte nur in Verbindung mit dem Akustiker seine Werte ändern wenn man selber nichts von Akustik versteht. Ich für meinen Teil traue mir das zu da ich mich mit der Materie auseinander gesetzt habe. Anderen rate ich davon ab, da es doch zu komplex ist.

  9. Hallo an alle,
    Ich verfolge die Diskussion mit großem Interesse. Alles dreht sich darum, dass die Hörgeräte nicht richtig eingestellt sein sollen, bzw. komplexe Situationen nicht aufgelöst werden. Generell wird vergessen, dass es sich bei einem Höschadeen um eine Behinderung handelt. Die wenigsten Behinderungen können mit einem Hilfsmittel so ausgeglichen werden, dass der Zustand eines gesunden Organs komplett abgebildet wird. Bei einem Knieschaden, können die besten Turnschuhe zwar Laufkomfort bieten, das gesunde Knie wird aber nie erreicht werden. Durch den Hörschaden verkümmern komplexe Verarbeitungsprozesse im Gehirn, gerade das Heraustrennen von Sprache aus dem Geräusch ist erschwert. Moderne Hörsysteme können zwar unterstützen, aber die volle Leistungsfähigkeit eines Normalhörenden nicht komplett wieder herstellen.
    Zu glauben, dass das mit trial and error durch Selbsteinstellung gefahrlos besser wird, halte ich für einen Trugschluss. Viele Hörgeräteträger vergessen, dass die Folgen der Behinderung in vielen Situationen durch Hilfsmittel minimiert werden. Die Grenzsituationen, in denen das Organsystem Ohr – Gehirn nicht mehr funktioniert werden nicht akzeptiert, die Behinderung verdrängt ( das Hörgerät muss dass doch können… ) Durch falsche Einstellung können die Fehlreize die Hörverarbeitung in den zentralen Hörbahnen weiter negativ beeinflussen, was eine weitere Verschlechterung nach sich zieht, auch wenn die Hörschwelle stabile Werte zeigt.
    Denkt daran, ein Hörgerät ist ein Hilfs(!)mittel und kein Organersatz ist und freut euch über die Vielfältigen Verbesserungen, die nur eintreten, wenn das Hörsystem von morgens bis Abends getragen wird. Bei sporadischem Einsatz von wenigen Stunden ist das Gehirn nicht in der Lage sich auf die veränderte Situation einzustellen und es wird nie die maximal mögliche Verbesserung erreicht.
    Fazit: Ein Hörgerät wird in vielen Situationen Erleichterung bringen, aber die Behinderung wird immer wieder Grenzen aufzeigen.
    Mit einem Rollator kann man auch keinen Marathon in 3 Stunden laufen, trotzdem ist er vielen Menschen eine wertvolle Hilfe…….

    1. Das mit dem Hilfsmittel stimmt zum Teil, aber musst du mit dem Rollator in die Werstatt wenn die Höhe verstellt werden muss? Ich muss mit meinem Hörgerät immer zum „Meister“ wenn´s mal wieder Rückkopplungen gibt … wegen der Höhenanpassung.

      Und bei deinem Auto sind die Felgen sicherlich angeschweißt …
      Ich kann die Reifen selbst wechsel, weil der Hersteller eine Anleitung dafür begefügt hat und glaubt, dass ich erwachsen bin und verantwortlich handeln kann.

  10. Im Bereich der Industrieelektronik habe ich all diese Dinge, die hier in den Kommentaren erläutert werden schon vielfach erlebt.
    – es wird ermittelt, geplant, verkauft und umgesetzt
    – wenn der Kundenbedarf nicht erfüllt ist, entsteht Unzufriedenheit
    – dann wird solange nachgebessert bis der Kunde zufrieden ist … oder aufgibt !!!

    Die Alternative ist sich in den Kunden hineinzuversetzen.
    Liebe Hörgeräteakustiker, stopft euch Watte ins Ohr und versucht mit der Technik dann einen naturgetreuen Klang zu erreichen. Wenn ihr glaubt dies erreicht zu haben, dann geht mal auf die Straße und versucht diese lebend zu überqueren. Danach steigt hoffentlich euer Verständnis für die Behinderung eurer Kunden.
    Macht es wie die Optiker, einen Vorher- Nachhertest.

    Und an die skeptischen Hörgeräteakustiker :
    Ihr sollt eure Kunden beraten und ihnen helfen, sie aber nicht bevormunden !
    Jeder eurer Kunden ist für Fernseher, PC oder Smartphone selbst verantwortlich. Aber wie viele hunderte von Parametern muss er dafür pflegen? Die paar Parameter des Hörgerätes sind da wohl einfacher zu beherrschen … wenn ihr die Kunden besser informiert. Eine gute Software oder ein gescheites Handbuch helfen dabei durchaus.

    wir HÖRGERÄTETRÄGER
    – möchten besser hören
    – auch vom Hörgeräteakustiker besser gehört und verstanden werden
    – nicht wirklich die Firmware vom Hörgerät verändern
    – etwas mehr Einstellmöglichkeiten, dabei aber gesund bleiben

    Wenn Siemens und Co Autos bauen würde müssten wir wohl zur Verstellung von Sitz, Lenkrad oder Spiegel so oft in die Werkstatt bis es passt. Und wenn der Kofferraum beladen ist geht´s wieder in die Werkstatt wegen der Scheinwerfer …

    1. Dazu möchte ich folgendes sagen:
      Warum geben wir nicht alle Arzneimittel frei? die Patienten möchten doch selbst entscheiden, was sie Gesund macht. Oder warum verbieten wir Antibiotika oder Pestizide in der Landwirtschaft? Die Konsumenten wollen doch möglichst billige Lebensmittel.
      Warum lassen wir in Krankenhäusern nicht einfach die umfassenden Hygienemaßnahmen weg. Das würde viel Sparen und der Patient könnte ja selbst entscheiden, ob er hygienisch einwandfrei putzt.
      Warum dikutieren wir über eine saubere Umwelt? Wir leben doch und das immer länger.
      Warum gibt es kein Workshop Infektionskrankeiten schnell und sicher selbst diagnostizieren und gezielt behandeln? Und als Anschlussausbildung – kleine Operationen, selbst gemacht ( Abszesse eröffnen, Schleimbeutel entfernen, Nasescheidewand richten usw )

      Vielleicht dämmerts jetzt. Diese Regelungen sind zum Schutz unserer Gesundheit da. Es wird sicher einige Pfiffige Köpfe geben, die damit umgehen können, aber die Breite Masse wird sich durch die absolute Freigabe schädigen. Nur doof, dass man nicht pfiffig oder Dumpfbacke auf die Stirn geschrieben hat.
      Allein der Ausspruch mit den paar Parametern und dem Optikervergleich und Siemens und co, beweist, dass das Wissen über Hörgeräte, der Physiologie des Hörens und der Hörverarbeitung von Andreas so marginal ist, dass es zum Himmel schreit. Manche sind halt eher Macher als Denker…..
      Außerdem ist der Hörgeräteakustiker für eine solche Diskussion der falsche Ansprechpartner. Hier muss man die Gesetzgebung ansprechen. Es gibt ein Medizinproduktegesetz, das beachtet werden muss und gerade dies reglementiert die Freigabe . Also, aus die Maus mit der Akustikerschelte, eine Unterschriftensammlung starten und ein Bürgerbegehren bei der Bundesregierung einreichen. Die müsste dann auch noch die anderen Länder der EU überzeugen. Also viel Spaß….

  11. Guten Abend,

    sehr gut, dass ich diese Seite gefunden habe.

    Interessant die Diskussionen. Nur ein kleiner Hinweis zu den vielen Vergleichen und der medizinischen Diskussion. Jeder Mensch bestimmt selbst über die medizinische Behandlung und nicht der Arzt. Jede Behandlung eines Arztes ist nach der Rechtssprechung erst einmal eine (strafbare) Körperverletzung. Nur die Einwilligung des Patienten sorgt dafür, dass nicht alle Ärzte und Behandler im Gefängnis sitzen (ok, zur plastischen Darstellung ist das etwas übertrieben – aber im Ergebnis wahr).

    Und das ist der Punkt: die Einwilligung! Einwilligen kann ich nur in etwas, das ich verstehe. Daher die Pflicht zur Aufklärung. Und hier sind wir wieder bei den Hörgeräten und der Selbstprogrammierung und dem mündigen Patienten. Wenn der Patient das Hörgerät selbst programmieren kann, versteht er es besser und kann eigentlich erst dann in die „Behandlung“ durch den Akustiker einwilligen. Es wird auch von vielen Ärzten praktiziert, dass der Patient seine Medikamente selbst dosiert – und das Ergebnis mit dem Arzt bespricht. Um herauszufinden welches die richtige Behandlung ist. Das was dabei entsteht nennt man compliance.

    Also: warum soll man nicht selbst einstellen/programmieren können und dies dann mit dem Akustiker besprechen können? Verstehe ich nicht und deckt sich nach meiner Auffassung auch nicht mit der Rechtsprechung zur Aufklärung von Patienten.

    Mein Beitrag hier ist natürlich nur eine juristische Kurzfassung aus Patientensicht. Wer es nicht versteht sein Gerät einzustellen, soll es halt sein lassen. Akustiker haben nach meiner Auffassung eine rechtliche Pflicht auch mit einem Patienten zusammen zu arbeiten, der sein Gerät selbst einstellen will. Wenn der Akustiker nicht zusammenarbeiten will: dann gibt es genug andere, die man dann besser aufsucht. Es ist keineswegs so, dass nur ein Akustiker befähigt und – vor allem berechtigt – ist Hörgeräte zu justieren. Ein solches Diskussionsniveau liegt auf dem Diskussionsniveau, welches man mit Ärzten in den 60er oder 70er-Jahren geführt hat. Gott sei Dank sind die meisten Ärzte heute schlauer geworden. Die „Kurve“ sollten auch Akustiker kriegen.

  12. Aufklärung würde aber ja in diesem Fall in etwa einer dreijährigen Ausbildung gleichkommen (aber den Zeitraum können wir auch gerne halbieren).
    Ich denke nicht, dass jemand, der ein Hörgerät benötigt, sich erstmal 1,5 Jahre schulen lassen will, bevor er das Gerät bekommt, damit er dieses dann selbst einstellen kann.

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