Kürzlich berichtete ein Leser vom Frust mit seinem Akustiker. Dieser könne ihm nur zwei Hörgerätemarken anbieten. Eigentlich sollte ein Hörgeräte-Akustiker herstellerunabhängig beraten und aus einer Vielzahl von Marken das geeignete Gerät auswählen.
Doch wie in vielen anderen Branchen sind auch Akustiker nicht mehr unabhängig und werden von Herstellern gezwungen, entsprechende Geräte zu bevorzugen. Lesen Sie hier, wie Sie sich vor solchen „Verkäufern“ schützen und unabhängige Beratung finden.
Hörgeräte-Hersteller kaufen Akustiker
Die Umsätze der Hörgerätebranche sind besonders in Deutschland sehr hoch (laut GfK 2014 rund 1,3 Milliarden Euro) und somit für Investoren sehr interessant. Schon lange haben es kleinere Hersteller schwer am Markt und durch Firmenfusionen ist Vielfalt verloren gegangen. So kaufte Anfang 2015 Sonova (denen u.a. Phonak, Unitron und Advanced Bionics gehört ) die deutsche Hansaton (Quelle: Handelsblatt).
Übrig bleibt eine übersichtliche Auswahl an Herstellern, zwischen denen Betroffene noch wählen können. Die Klangcharakteristik und Bedienkonzepte unterschieden sich nach wie vor zwischen den Hörgerätemarken und so braucht es Zeit und Auswahl, das passende Geräte zu finden.
In einem „Markengeschäft“ bekommt man erwartungsgemäß nur Produkte der Marke und wird natürlich auch nicht unabhängig beraten. Von einem Akustiker erwartet man dies jedoch nicht und am Geschäft ist eine Markenabhängigkeit in der Regel nicht zu erkennen.
Kürzlich erst wurde bekannt, dass seit einigen Jahren Hörgeräte-Hersteller unabhängige Akustiker oder gleich ganze Filialnetze kaufen. So gehören Vitakustik und Fiebing Hörtechnik inzwischen zu Sonova/Phonak (Quelle: Kantonalbank). Für Kunden ist diese Abhängigkeit von außen meist nicht ersichtlich und vor allem, nicht in deren Interesse.
Auch Audibene betroffen?
Auf dieser Seite sind Links zur online Hörgeräte-Beratung von Audibene. [In Artikeln seit 24.04.2017 alle entfernt] Das Angebot ist gerade für Betroffene interessant, die zum ersten Mal mit Hörgeräten versorgt werden oder um sich bequem eine zweite Meinung einzuholen. Grundsätzlich stehe ich hinter dem überzeugenden Angebot.
Doch Audibene wurde im Frühjahr 2015 von der Sivantos Gruppe (Quelle: Pressemitteilung) gekauft. Dieser Gruppe gehören u. a. auch die Hörgerätesparte von Siemens, Audio Service und Rexton. Auf telefonische Nachfrage bei Audibene hieß es, dass man trotz Übernahme weiterhin herstellerunabhängige Beratung biete, so wie es auf deren Seite auch beworben wird. Dem muss man erst einmal vertrauen, trotzdem ist vorsicht geboten, falls einem nur Siemens-Geräte empfohlen werden. Das heißt nicht, dass die Auswahl schlecht sein muss, nur sollten Sie auch alternative Geräte testen dürfen.
Auf Alternativen bestehen, oder
Akustiker wechseln
Wenn Sie merken, dass Sie mit dem Klang eines Herstellers oder der Bedienung unzufrieden sind, bestehen Sie auf Tests mit Hörgeräten eines anderen Herstellers. Sollte sich der Akustiker weigern, steht es Ihnen frei, diesen einfach zu wechseln. Sie sind schließlich nicht vertraglich gebunden und zahlen in der Regel für das Testen nichts.
Wichtig: Achten Sie beim Probetragen auf ausreichenden Versicherungsschutz durch Verlust oder Beschädigung, damit es Ihnen nicht so ergeht, wie hier eine Besucherin berichtete. Gerade wenn man noch nicht routiniert mit den Geräten umgeht, kann es leicht herunterfallen oder verloren gehen. Falls dies Ihre Haftplicht nicht abdeckt, sollte der Akustiker Ihnen eine Zusatzversicherung anbieten.
Die Zukunft für Schwerhörige
Die aktuellen Entwicklungen in der Hörgerätebranche dienen vor allem der Finanzindustrie und weniger den Betroffenen. Nutzen Sie Ihre Wahlfreiheit, solange es noch genügend unabhängige Akustiker und eine Auswahl an verschiedenen Herstellern gibt. Wer gute wie schlechte Erfahrungen gemacht hat, berichte darüber gerne unten in den Kommentaren.
Noch werden Hörgeräte als medizinisches Hilfsmittel deklariert und unterliegen vielen gesetzlichen Bestimmungen. So dürfen die Geräte nur von Fachgeschäften verkauft und angepasst werden. Auch der Gebrauchtmarkt für Hörgeräte wird damit erfolgreich unterbunden. Ein Blick über den Teich zeigt aber, wo die Richtung auch in Europa hingehen kann: In-Ear Hörgeräte zum Selbstanpassen für 199 $
Weitere Informationen
- Näher zur Kasse: Sonova erweitert eigenes Filialnetz (NZZ 14.06.2016)
Hier lese ich aber sehr viel Unwissen heraus.
Nicht ohne Grund werden Akustiker über viele Jahre ausgebildet. Zu behaupten Akustiker werden von Herstellern zur Bevorzugung von Geräten gedrängt zeugt sogar von Dummheit. Wie jeder Handwerker haben auch Akustiker Hersteller deren Geräte sie bevorzugt anpassen, weil sie von der Technik, von der Software überzeugt sind. Die hier gegeben Tipps sind zum teil gefährlich und können Hörverluste verschlimmern, oder Tinnitusproblematiken verschärfen. Ein seriöser Akustiker passt seine Kunden verschiedene Qualitätsstufen an, gibt die Möglichkeit zu vergleichen. Welchen Hersteller der Akustiker wählt, sollte man dem Fachmann überlassen, er kennt die Features der Geräte genau, kann gezielt beraten, etwas , was eine reine Verkäuferseite wie Audibene niemals kann. Serviceleistungen, Reparaturen, von den Krankenkassen und vom Gesetzgeber von den Hörgeräteakustikern gefordert kann dieser Verkäufer ebenfalls nicht leisten. Aber der Verfasser dieser Seiten scheint zumindest nicht ganz selbstlos dieses Vertriebssystem zu empfehlen.
Die unabhängige und faire Beratung ist ein Traum, genauso der, dass alle Menschen gut sind.
Im Vordergrund jeglichen geschäftlichen Handelns steht die individuelle Gewinnmaximierung.
Ein Banker empfiehlt das Anlageprodukt, wo er am meisten verdient, ein Versicherungsvertreter verkauft die Versicherung mit der für ihn höchsten Provision. Bewundernswert auch die Autowerkstätten, die dieses System der Gewinnmaximierung sehr virtuos beherrschen.
Und der Akustiker?? 😉 Ein Fels in der Brandung oder auch nur ein Mensch?
Denk mal nach …
Guten Tag Herr Sockel,
ich freue mich über konstruktive Anregungen von Akustikern und möchte zu Ihren Punkten gerne Stellung beziehen.
Ein Akustiker ist immer auch ein Verkäufer und die Zusammenstellung seines Sortiments und die Beurteilung der Produkte liegt in der Regel in seinen Händen. Kritisch bewerte ich lediglich die Entwicklung, das Hörgeräteherstellern unabhängige Akustikergeschäfte aufkaufen und das Sortiment ausdünnen. Die „Behauptung“ ist keine „Dummheit“, sondern beruht auf Fakten, wie u. a. in der Quelle angegeben.
Audibene wird auf diesem Auftritt an einigen Stellen erwähnt, auch kritisch. Wenn Sie das Angebot von denen einmal ausprobiert haben, werden Sie mir vermutlich zustimmen, das die gelieferten Informationen gerade für Erstträger eine gute Einführung bieten und Berührungsängste mit diesem Thema abbauen können. Sie werden dann auch feststellen, dass der Kunde weiterhin zu einem ausgebildeten Akustiker weitergeleitet wird. Dagegen finde ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Kritisch beurteile ich aber auch die Entwicklung, dass Audibene von der Sivantos Gruppe übernommen wurde.
Falls Sie diese Seite und die vielen Kommentare aufmerksam gelesen haben, werden Sie besser verstehen, dass es hier nicht um Kritik am Akustiker geht, sondern welche praktischen Probleme in der Zusammenarbeit zwischen ihnen und Betroffenen entstehen können.
Weitehin zufriedene Kunden wünscht der Autor.
Hallo liebe Hörgeräte-hacks-Leute,
zunächst mal vielen Dank für Eure Seiten, deren Bewertungen/Aussagen sehr hilfreich sind. Leider habe ich sonst keine Ansprech-Adresse gefunden, daher auf diesem Weg. Ich hoffe, Ihr liest dies.
Interessant finde ich Euren Hinweis auf : http://www.ihearmedical.com/. Ich habe versucht, dieses Gerät für den Hör(geräte)test in den USA zu bestellen. Leider geht das nicht, da ich in das Adressfeld lediglich eine US Adresse eingeben kann.
Wisst Ihr evtl. einen Weg zu diesem Gerät? Es ist für mich sehr interessant, da mein 92-jähriger Vater dringend ein Hörgerät benötigt. Er ist geistig noch sehr fit, wird aber an Kommunikation wegen des schlechten Hörens gehindert. Leider hat er jedoch regelmäßig bei einem Akustiker nicht die Geduld verschiedene Geräte auszuprobieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ilka Vogelgesang
Guten Tag Frau Vogelgesand,
um die Situation zu entschärfen, können Sie es vielleicht erst einmal mit einem Hörhelfer probieren, z. B. von http://www.hoerhelfer.de/Hoergeraete/ oder von http://fairhören.net/
Für ein Hörgerät und die Anpassung braucht es leider etwas Geduld, egal ob Sie Eines selber kaufen oder zum Akustiker gehen. Trotzdem viel Erfolg!
Ich hatte im September 2016 dort mal angefragt. Sie verkaufen nur innerhalb der USA, planen aber für 2017 den internationalen Vertrieb.
Man findet sehr wohl (noch) unabhängige Akustiker und sollte sich die Mühe aus den im Artikel ausgeführten Gründen auch machen. Zumeist sind diese in Einkaufsgemeinschaften organisiert und können damit sehr gut den übrigen Filialisten (egal ob mit oder ohne Hersteller-Zugehörigkeit) preislich Paroli bieten.
Solche unabhängigen Akustiker findet man unter folgenden EKG-Adressen:
https://www.der-hoerakustiker.de (Meditrend)
https://www.hoerex.de/ (Hörex)
http://www.fgh-info.de/hoerakustik/hoerakustiker (FGH)
http://www.im-ohr-manufaktur.de/spezialisten/ (IAS)
Hersteller- und Fachhandel-unabhängige Informationen finden Interessierte auch unter http://www.hoergeraete-sind-toll.de. Hier handelt es sich um einen Blog, der mit über 20-jähriger Marktkenntnis rein zu einer unabhängigen Informationsmöglichkeit von mir zur Verfügung gestellt wird.
ERGÄNZUNG:
Nicht nur Hersteller kaufen Akustik-Handelsunternehmen. Nein, es geht auch umgekehrt und hinterlässt zumindest den ein oder anderen Beigeschmack zum Thema „Unabhängigkeit in der Beratung“.
Der größte Filialist KIND-Hörgeräte, hat seinerzeit den Hersteller Audiofon in Kölleda gekauft und ist somit in der Lage, auf eigene Hörgeräteprodukte zurückzugreifen.
https://www.kind.com/fileadmin/kind/de/download/pdf/KIND_Fact_Sheet_2014.pdf
Somit trifft obiger Artikel inhaltlich auf die Ketten GEERS, VITAKUSTIK, FIEBING (gehören zu „Hersteller“ Sonova), auf AUDIBENE (gehört zu „Hersteller“ Sivantos) und auf die Kette KIND (besitzt den Hersteller Audifon) zu.
Nachdem ich bei der letzten Hörgeräteversorgung im Rahmen der Hilfe zur Versorgung im Arbeitsleben voll auf den Kosten von mehreren tausend Euro sitzen geblieben bin, einfach weil der Akustiker mich falsch beraten hat, möchte ich das diesmal vermeiden. Die Geräte selbst sind schon eine sehr große Hilfe. Da es sie nicht mehr gibt,bin ich an den Nachfolger inzeressiert. Der Akustiker wiegelte ab, dafür würde die Krankenkasse keine Kosten übernehmen und es gäbe darauf keine Garantie mehr. Letzteres machte mich stutzig. Ich bin jeder auf meiner Suche nach Beratung auch bei der Krankenkasse nicht weiter gekommen. Der Akustiker soll ggf. bei der Kasse anrufen. Das gefällt mir gar nicht. Denn das war beim letzten Mal Teil des Problems. Zumal ich nicht weiß,was die dann besprechen. Aktuell versucht der Akustiker mir Geräte mit 2350 Euro Zuzahlung zu verkaufen…. Jetzt ist guter Rat teuer. Gibt es denn keine unabhängige Beratungsstelle, die Betroffene unterstützen kann – In Bezug auf die technische Versorgung?
Danke schon mal für die Antwort!
Guten Tag Frau Behrens,
das klingt alles sehr suspekt. Geräte mit so einer hohen Zuzahlung sind in den meisten Fällen überhaupt nicht nötig. Zuzahlungsfreie Geräte sind meist völlig ausreichend und unterscheiden sich bis auf einige Zusatzfunktionen meist nicht von den Teuren. Ich würde in jedem Fall den Akustiker wechseln und mir mehrere Meinungen einholen. Vor allem würde ich bei einem Akustiker auf zuzahlungsfreie Geräte bestehen. Der Akustiker muss auch nichts mit Ihrer Krankenkasse besprechen. Wenn Ihr HNO-Arzt eine entsprechende Hörminderung nachweist, bekommen Sie entsprechende Unterstützung von der Krankenkasse. Rufen Sie am Besten dazu selbst an, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen.
Viel Erfolg wünscht
Philip Simon
Vielen Dank für die interessanten Links und Hinweise.
Vielen Dank für den informativen Artikel.. auch ich wollte von meinen Phonak-Hörgeräten das Nachfolgegerät bei meinem Akustiker zur Ausprobe bestellen und bekam zu hören, dass dies nicht möglich wäre und es doch noch genug andere Hersteller gäbe (auf Nachfrage wurde mir kurz erklärt, dass das mit irgendwelchen Verträgen zu tun hat). Jedoch war es mir neu, dass ich auf einmal die Marke Phonak nicht mehr bei meinem Akustiker bekommen sollte – hatte ich doch die vorigen Phonak-Geräte auch dort erworben.
Ich habe die entsprechenden Geräte dann schließlich bei einem anderen Akustiker in meiner Stadt gekauft.
Nach einem Wohnortwechsel merke ich auch wieder, dass es Akustiker gibt, die sich schwer damit tun, Phonak-Komponenten zur Ausprobe zu bestellen :-/ aber jetzt weiss ich ja, woran das liegt und dass es nicht nur meine damalige Akustikerkette betrifft..
wenn man also weiss, von welchem Hersteller man ein Gerät kaufen möchte, sollte man sich also vor dem Besuch beim Akustiker informieren, sonst gestaltet sich das Ganze eventuell schwierig…
Es gibt auch Akustiker, die sich gegen die Übermacht versuchen zu währen. Dazu gehört auch mal die Methode diese Hersteller zu boykottieren.
Mir fällt auf, dass hier keine einzige Kette genannt wird. Die sind scheinbar alle fein raus, oder was???
Bei den gesetzlichen Krankenkassen gehört es zum Leistungskatalog, und zwar bei allen.
Bitte unterlass die Werbung, die stört hier.
Wieso dürfen Hörgeräte nicht gebraucht verkauft werden? Wo steht das?
Natürlich kannst Du Hörgeräte auch gebraucht erwerben. Es nützt Dir nur nichts, weil sie kein Hörgeräteakustiker anpasst. Mit Neugeräten verdienen die ein Mehrfaches.
Es sind Medizinprodukte. Die unterliegen besonderen Gesetzen. Du nimmst ja sicher auch gerne eine gebrauchte Knieprothese, oder
Achso, es geht also darum dass es durch die krankenkassen zuzahlungen erfolgreich unterbunden wird
Hallo, wo bekomme ich denn die aktuelle Unitron Truefit Software her? Ich überlege mir Unitron Moxi Jump R zuzulegen, würde das aber ungern tun, wenn ich die Geräte nicht auch selbst optimieren kann. So wie ich das verstehe, brauche ich dafür zum einen die NOAlink wireless und eben die Unitron Truefit Software.